WIE: 2012 IN CHANDELAO

 

Als ich anfing, meine Winter in Rajasthan zu verbringen, genoss ich hauptsächlich das Dorfleben und schaute mir die Veröffentlichungen über Rajasthan genauer an – ich dachte, es wäre eine interessante Idee, ein Buch zu produzieren, welches sich mit dem Dorfleben auf eine spezielle Weise beschäftigt. Ich wollte mich mit dem Buch auf ein Dorf konzentrieren, stellvertretend für die vielen Dörfer und das Leben und die Dorbewohner dort etwas intensiver betrachten. Mit den Methoden der Kamerakidz – die Kinder die Fotos machen lassen und den Text zusammen mit ihnen, erhoffte ich mir ein Buch, welches gleichermaßen für Besucher interessant ist wie auch für andere Menschen, die einen guten Einblick in einen Ort bekommen, der so anders ist als ihrer. Zusammen mit dem Buch dachte ich an Nebenprodukte wie Kalender, Postkarten und Ausstellungen für ein Einkommen sowie Werbung für den Ort.

 

 

Ich hatte schon einige Dörfer in Rajasthan besucht und wusste, dass die erste Herausforderung sein würde, eine Schule zu finden, wo die Kinder etwas englisch sprechen. Die Schulsituation in Rajasthan ist – im Vergleich zu anderen Gegenden – “katastrophal”: es gibt Gebäude und bezahlte Lehrkräfte, aber diese sind wenig interessiert und oft nicht anwesend oder haben eine schlechte Ausbildung ohne Kenntnisse der englischen Sprache und auch die Kinder kommen nicht regelmäßig. Im Vergleich mit Ladakh/Zanskar gibt es keine Stiftungen von anderen Ländern, die sich mitleidig fühlen und eine private Schule unterstützen. Um die Geschichte zu verkürzen: Ich fand keine Schule. Ich gab fast auf. Bis mir meine Freunde von einer privaten Schule in dem kleinen Dorf Chandelao erzählten, die sich nur von den Schulgebühren finanziert und engagierte Lehrkräfte hat. Und so sprach ich mit Praduman Singh, dem Thakur und Besitzer von Chandelao-Garh, dem Heritage-Hotel des Dorfes. Er unterstützte die Idee, lud mich ein, dort zu wohnen und die Produkte über die NGO Sunder Rang zu verkaufen.

 

 

Nachdem ich in der Prince Bal Upper Primary School ankam, realisierte ich, dass meine Freunde etwas zu enthusiastisch über die englischsprachlichen Fähigkeiten gewesen waren. Die Lehrkräfte konnten ein bisschen, die Kinder fast gar nichts. Aber ich musste die Herausforderung annehmen. Da ich 10 gespendete Kameras aus Deutschland hatte und Klasse 8 10 SchülerInnen, dachten wir, es sei das beste, eine Fotoklasse mit ihnen zu machen. Um den regulären Unterricht nicht zu sehr zu stören, kam ich jeden Tag um 14:00 Uhr, verbrachte 1 Stunde mit Kindern bis die Schulzeit zu Ende war, gab die Kameras aus und kam wieder am nächsten Morgen, um sie einzusammeln, die Bilder herunterzuladen und die Akkus aufzuladen. Um 14:00 guckten wir einige Ergebnisse an, ich erklärte ein bisschen, gab ihnen Aufgaben und Ratschläge für die nächste Periode mit den Kameras.

 

 

Ich denke, die beste Idee, die ich hatte war, zuerst die Fotos von den Zanskarkindern zu zeigen, da ich von Tag 1 an die Fotos bekam, die ich erhoffte: ihren Alltag mit ihren Freunden, Familie und Tieren. Die Qualität war gleich wie bei den Zanskarkidz überraschend gut – sie waren sogar besser insbesondere bei den Portraits. Der Unterricht nahm keine große Rolle wegen der Sprachprobleme ein – obwohl es manchmal zu komischen Situationen kam, wenn ich manchmal etwas pantomimisch erklären wollte. Auch die Kinder mussten einen Weg finden, um mit mir zu kommunizieren und mir schien, als ob sie das erste Mal verstünden, wie wichtig es sein kann, in dieser Sprache zu kommunizieren, die sie lernten, aber in ihrem Alltag nie benutzten.

 

 

So war die Fotografie an sich kein großes Ding – sie produzierten viele großartige Bilder, ich unterstützte sie sehr viel, lobte ihre Fähigkeiten, wählte täglich ein Foto des Tages aus und ließ sie das später selber tun. Sie glühten vor Enthusiasmus, genossen die Zeit in der sie von den Jüngeren bewundert und von den Dorfleuten respektiert wurden und von den Touristen überraschte Blicke bekamen. Die Schwierigkeit war der Text für das zu-entstehende-Buch. Ich habe noch keine Lösung gefunden – vielleicht kehre ich noch einmal mit einem/r Übersetzer/in wieder (in dem ganzen Dorf gibt es keine gute englischsprechende Person außer dem Thakur, der aber keine Zeit hatte, da er sich um seine Hotelgäste kümmern musste).

 

WO …

 

 

WER …